Gesunder Mann

Gesundheitsvorsorge leicht gemacht

Von Tobias Lemser · 2024

Männer leben im Durchschnitt fünf Jahre kürzer als Frauen. Ein Grund liegt im Lebensstil, ein weiterer in der noch immer unzureichenden Vorsorge. Doch eine Trendwende deutet sich hierzulande an. Gerade jüngere Männer werden immer gesundheitsbewusster. Tendenz weiter steigend – auch dank niedrigschwelliger Vorsorgemethoden.

Eine Ärztin misst den Bluthochdruck eines männlichen Patienten. Beide lächeln.
Ab einem Alter von 35 Jahren kann der Check-up alle drei Jahre in Anspruch genommen werden. Foto: iStock / J. Wackerhausen

Den Bart millimetergenau getrimmt, die Haare stylish in Form gebracht, die Gesichtshaut mit einer Feuchtigkeitsmaske aufgefrischt: Was tut die Männerwelt heute nicht alles, um jünger und dynamischer zu erscheinen. Doch nicht allein die Optik muss stimmen, auch in Gesundheitsfragen holen die Männer gegenüber Frauen immer mehr auf. „Das Klischee, dass Männer sich eher weniger um ihre Gesundheit kümmern als Frauen, trifft vor allem auf die jüngere Generation immer seltener zu“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Leiter des Versorgungsmanagements der hkk Krankenkasse (Handelskrankenkasse). 

Besseres Kommunizieren 

Wie eine repräsentative, im April dieses Jahres durchgeführte Forsa-Umfrage unter rund 1.000 Männern ab 35 Jahren im Auftrag der hkk ergab, haben gut 68 Prozent der Befragten ab 50 Jahren bereits eine Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung in Anspruch genommen. Von den Befragten ab 45 Jahren sind 66 Prozent schon einmal zur Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs gegangen. 61 Prozent waren bereits bei der Hautkrebs-Früherkennung. Etwas weniger bekannt ist der Check-up 35 zur Früherkennung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus. „Das ist ein gutes Ergebnis, aber noch mit viel Luft nach oben“, fasst Dr. Erbe zusammen. Offenbar sähen Männer einen Sinn in Arztbesuchen nur dann, wenn sie Beschwerden haben. Deshalb fordert Erbe: „Hier müssen wir in der Kommunikation ansetzen.“ 

17 Jahre weniger Lebenszeit

Wie wichtig Vorsorge ist, zeigen aktuelle Zahlen des Zentrums für Krebsregisterdaten. Demnach erkrankten im Jahr 2022 knapp 268.000 Männer deutschlandweit an Krebs – gut 30.000 Neuerkrankungen mehr im Vergleich zu den Frauen. Angeführt wird die Liste von Prostatakrebs, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs. Und die Kurve der Neuerkrankungen zeigt steil nach oben. Denn geht es nach einer im August veröffentlichten Studie aus den USA, prognostizieren die Forschenden zwischen 2022 und 2050 einen weltweiten Anstieg der Krebsfälle um 84 Prozent. Noch größer ist der Zuwachs der Krebstodesfälle, welche sogar um 93 Prozent ansteigen sollen. 
Doch welche Gründe stecken hinter diesen besorgniserregenden Zahlen? Fest steht: Nicht nur das Rauchen und Übergewicht sind bei Männern deutlich mehr verbreitet als bei Frauen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Ernährung. Gemäß Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) verlieren Männer, die rauchen, viel Alkohol trinken, übergewichtig sind und viel rotes Fleisch und Wurst essen, im Vergleich zu besonders gesund lebenden Männern geschätzt rund 17 Jahre Lebenszeit. 

Mehr Gesundheitsbewusstsein

Warum so viele Männer gegenüber Frauen an Krebs erkranken und sterben, liegt Studien zufolge auch an genetischen Faktoren und biologischen Unterschieden. Forschende des US-amerikanischen National Cancer Institute in Rockville fanden heraus, dass Hormone, Gene oder die Immunantwort Auswirkungen auf die Anfälligkeit für Krebs haben. Ihre Forderung deshalb: eine Stärkung der weltweiten Gesundheitsinfrastruktur sowie mehr Engagement jedes Einzelnen, um das Risiko für eine Krebserkrankung zu verringern. 
Und was hilft, Krebs von Beginn an weniger Chancen zu geben, kann für die allgemeine Männergesundheit nicht schlecht sein. Ganz im Gegenteil, wie etwa am Testosteronspiegel deutlich wird. Denn ab dem 40. Lebensjahr nimmt das im Blut zirkulierende freie Testosteron kontinuierlich ab. Mit beträchtlichen Folgen: Eine herabgesetzte Muskelkraft, verringerte Knochendichte oder das Neigen zu Fettleibigkeit sind nur einige Beispiele, denen sich jedoch unter anderem mit entsprechendem Sport und der passenden Ernährung begegnen lässt.

Schlechte Nächte

Ist der Testosteronspiegel im Keller, kann sich dies auch auf die Schlafqualität auswirken. 37,5 Prozent der Männer berichten, mindestens einmal in der Woche Probleme beim Durchschlafen zu haben. Fast 23 Prozent von ihnen leiden mindestens einmal in der Woche unter Einschlafstörungen. Grundsätzlich beurteilen fast ein Fünftel der Männer in Deutschland die Qualität ihres Schlafes als ziemlich schlecht oder schlecht. Auslöser können Alkohol, Medikamente sowie Stress und Schichtarbeit sein. Genauso können allerdings auch bestimmte psychische und körperliche Beeinträchtigungen die Schlafqualität negativ beeinflussen. Beispielhaft hierfür sind urologische Erkrankungen wie Prostatakrebs, zu dessen markantesten Symptomen vor allem ein verstärkter Harndrang in der Nacht zählt. Diesen, aber auch anderen Anzeichen wie Blut im Urin oder Erektionsproblemen direkt nachzugehen, ist Fachleuten zufolge zentral, um möglichen Prostatakrebs frühestmöglich zu erkennen – genauso wie das Wahrnehmen von Früherkennungsmaßnahmen. 

Gesunder Mann: Selbsttest für mehr Klarheit

Genau diese könnten fortan durch eine ganz neue und vor allem niederschwellige Methode ergänzt werden – mit einem eigens schnell und ohne Arztbesuch durchführbaren Selbsttest zur Ermittlung des PSA-Werts. Dieser soll dabei helfen herauszufinden, wie es um das eigene Risiko steht, an Prostatakrebs zu erkranken. Ein Bluttropfen, der dem Finger entnommen wird, soll dafür bereits reichen, wie Prof. Dr. med. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum in Düsseldorf, bestätigt. Liegt der Wert über drei Nanogramm pro Milliliter, würde, wie auf dem jüngst am DKFZ in Heidelberg durchgeführten Kongress zur Krebsvorsorge vorgestellt, eine weitergehende Diagnostik erfolgen. Gute Nachrichten für die Männerwelt. Denn klar ist: Um die zunehmende Zahl an Männern, die sich vermehrt um ihre Gesundheit kümmern, weiter zu steigern, braucht es Methoden wie diese. Sie beseitigen den Druck, in eine Arztpraxis zu gehen, und erleichtern den Zugang zur Vorsorge, die noch immer zu viele Männer auf die leichte Schulter nehmen. 

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