Inkontinenz

Schwache Blase stärken

Von Helge Denker · 2015

Detail eines Surfers beim Schwimmen im Meer

Dass Patienten nicht in der Lage sind, den Zeitpunkt des Wasserlassens selbst zu bestimmen, kann verschiedene Ursachen haben. Ebenso individuell wie die Gründe sind auch die Therapien.

In Deutschland sind etwa sechs Millionen Menschen von Harninkontinenz betroffen. Oft wird das Leiden aus Schamgefühl versteckt, obwohl es zu großen psychischen Belastungen führen kann – und zu Hauterkrankungen im Genitalbereich. Urologen verstehen unter Harninkontinenz unwillkürlichen und unkontrollierten Harnverlust. Die Ursache kann eine Störung des Schließmuskels der Harnblase sein. Oder eine Störung im Zusammenspiel zwischen Harnblase, Harnröhre, Harnblasenschließmuskel und Beckenbodenmuskulatur. Bei Männern kann eine vergrößerte Prostata zu Blasenentleerungsstörungen führen.

Reizblase häufig beim Mann

Laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie gibt es verschiedene Formen von Blaseninkontinenz. Bei der so genannten Belastungsinkontinenz etwa tritt der Urinverlust bei körperlicher Belastung auf. Laut der Definition der Fachgesellschaften liegt eine Inkontinenz bereits ab einem Tropfen Urinverlust vor. Urinabgänge können beim Husten, Lachen oder Niesen auftreten. Bei Männern tritt Belastungsinkontinenz häufig als Nebenwirkung nach einer Prostatakrebsoperation oder einer operativen Verkleinerung der Prostata auf.
Bei einer Dranginkontinenz kommt es zu nicht kontrollierbaren Urinverlusten, die mit einem schnell auftretenden Harndrang einhergehen. Der Urin kann oft nicht bis zum Erreichen einer Toilette zurückgehalten werden und entleert sich schwallartig. Dazu kommt oft ein häufiger Harndrang, was die Lebensqualität beeinträchtigt. Eine überaktive Blase („Reizblase“) mit begleitender Inkontinenz tritt bei Männern nur etwa halb so oft auf wie bei Frauen. Ursachen können bakterielle Infektionen der Harnblase, Blasentumore, Nervenerkrankungen, Rückenmarksschäden oder Fremdkörper in der Blase sein. Oft findet sich auch kein direkter Auslöser für die Krankheit.
Häufige Ursache für eine Belastungsinkontinenz ist eine Schädigung des Schließmuskels der Blase bei einer radikalen Prostatakrebsoperation. Sechs Monate danach haben die meisten Patienten Probleme mit Harninkontinenz, danach sinken die Raten auf zehn bis zwei Prozent. Hier kann betroffenen Männern gezielte Beckenbodengymnasik helfen. Bei schwereren Fällen ist eine OP nötig, bei der Bandmaterial eingebracht wird. Dies kann zum Beispiel ein Advance-Band oder eine Argus-Schlinge sein, die die Harnröhre und den Schließmuskel unterstützen. Es kann sogar ein künstlicher Blasenschließmuskel eingesetzt werden, welcher gute Erfolge verspricht. Dieser muss allerdings vom Patienten per Hand bedient werden. Die Implantate können von Bakterien besiedelt werden und haben ein Infektionsrisiko.

Botox gegen Inkontinenz

Bei der Therapie von Dranginkontinenz hilft in erster Linie eine Behandlung mit Medikamenten. Oft kann auch schon die Behandlung der Begleiterkrankungen zu einer Verbesserung führen. Bestimmte Medikamente, so genannte Anticholinergika, reduzieren die Aktivität des Blasenmuskels und können die Inkontinenz vermindern oder vermeiden. Nebenwirkungen können ein trockener Mund oder Verstopfungen sein. Schlagen Medikamente nicht an, kann Botulinumtoxin eingesetzt werden, das auch als Botox gehandelt wird. Er wird in den Blasenmuskel gespritzt, was nicht schmerzhaft ist. Nach einem halben bis einem Jahr muss dies wiederholt werden. Hilft diese Behandlung nicht, bleibt die Blasen-Entfernung als letzte Möglichkeit. Die Harnableitung erfolgt dann über einen katheterisierbaren Nabelpouch, ein Ileumconduit oder eine Ersatzblase, auch Neoblase genannt.

Beratung durch den Urologen

Für Patienten, die keine Behandlung mit Medikamenten oder operative Behandlung wünschen, gibt es als Alternative zu Medikamenten und Operationen die Möglichkeit einer Biofeedback- und Elektrostimultionsbehandlung. Die Behandlungskosten dafür werden in der Regel durch die Krankenkassen übernommen. Der behandelnde Urologe kann den Patienten beraten und eine Behandlung in die Wege leiten. Die Therapie kann dann vom Patienten selbst über einen längeren Zeitraum, in der Regel zwischen drei und sechs Monate, selbstständig durchgeführt werden. Eine professionelle Anleitung in der Handhabung und Bedienung ist jedoch notwendig, um einen Therapieerfolg zu erzielen.
Viele Vertriebsfirmen bieten eine solche Anleitung durch geschulte Mitarbeiter an. Ein Erfolg dieser Therapien ist jedoch nicht immer sicher.

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