Prävention

Wann ist der Mann ein Mann

Von Alexandra Grossmann · 2015

Männer haben es schwer. Schwäche zeigen gilt nicht, jeden Tag muss die Welt neu erobert werden und Konkurrenz lauert überall. Doch der Mensch ist eben keine Maschine. Fast jeder Mann kommt irgendwann mit einer urologischen Krankheit in Berührung. Damit der Schaden möglichst gering bleibt, sind Vorsicht und Vorsorge geraten.

Ein Mann steht bei Sonnenuntergang auf einem Fels

Ein Mann ist stark. Immer. Er erbeutet Länder und baut Wolkenkratzer, er schreibt Romane und verführt Frauen. Ein Mann ist niemals schwach. Krank erst recht nicht. Vor allem hat er keine dieser Männerkrankheiten, an die er nicht einmal denken mag: Prostata-Beschwerden. Impotenz. Inkontinenz. Igitt!
Tatsächlich wären viele dieser Krankheiten zu vermeiden, würden mehr Männer an sie denken und das tun, was Frauen tun: Sie gehen mehrheitlich bei Beschwerden zum Arzt und halten die empfohlenen medizinischen Vorsorgen ein. Nach Schätzungen von Experten geht nur etwa ein Fünftel aller Männer zu Vorsorgeuntersuchungen, bei Frauen ist es jede Zweite. Dabei leben Männer nicht nur weniger gesund; sie rauchen mehr, trinken mehr und ernähren sich ungesünder. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden 2015 geborene Mädchen in Deutschland rund 4,5 Jahre älter als die gleichaltrigen Jungen. Ähnliches gilt für Krankheiten. Beispiel Krebs: Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) gibt an, dass derzeit jedes Jahr eine viertel Million Männer in Deutschland neu an Krebs erkranken, während es bei Frauen etwa 30.000 weniger sind.

Komplikationen vermeiden

Dabei ist der Sinn der Vorsorge kaum umstritten – früh erkannt, richten Tumore weniger Schaden an, wenn sie bereits im Frühstadium behandelt werden. Das sind bei Männern besonders Krebserkrankungen an der Prostata und an den Hoden. Häufig unterschätzt wird auch Lungenkrebs, der als extrem gefährlich gilt, und fast doppelt so häufig Männer als Frauen trifft.
Das Fachgebiet für Männerkrankheiten ist die Urologie, sie umfasst die Erkrankungen im Genitaltrakt sowie an den Verdauungsorganen. Urologen sind nicht nur für die Geschlechtsorgane selbst, sondern auch für Harnwege, Harnblase und Nieren zuständig. Urologische Krankheiten sind vielseitig und greifen oft ineinander, weshalb es wichtig ist, bei Beschwerden jeder Art rasch zum Arzt zu gehen, um etwaige Komplikationen zu vermeiden. Gerade in diesem Bereich unseres Körpers werden Beschwerden häufig als peinlich empfunden, zudem spricht man nicht gern darüber und versucht vielleicht, sie länger zu ignorieren als andere Erkrankungen. Die gute Nachricht: Einmal erkannt, lassen sich viele von ihnen gut behandeln.
Die häufigsten urologischen Komplikationen betreffen die Prostata und das Wasserlassen. Ursache ist das stetige Abnehmen des männlichen Geschlechtshormons Testosteron bei fortschreitendem Alter. Fast jeder Mann ist betroffen, viele allerdings haben keine oder nur wenige Beschwerden, so dass sie nicht zum Arzt gehen. Denn je weniger Testosteron die Hoden und die Nebennierenrinden produzieren, desto größer wird die Prostata. Dabei drückt sie auf die Blase oder die Harnleiter – und verursacht Probleme, zum Beispiel bei der Geschwindigkeit des Harnflusses oder gar einen Harnstau, was nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich werden kann.

Schreckgespenst Impotenz

Um die Prostata wieder zu verkleinern, setzen Ärzte heute in der Regel eine der zwei modernsten Methoden ein. Bei der so genannten Referenzoperation, oder transurethralen Resektion (tur-p), wird die Drüse von innen ausgeschält. Die andere Möglichkeit ist der Einsatz des Green Light Lasers, der das Innere der Prostata quasi verdampft. In beiden Fällen schrumpft sie, und meist verschwinden dann auch die Beschwerden. Allerdings kann es in der Folge zu Inkontinenz kommen, worunter ebenfalls viele Männer im Alter leiden. Effektiv sind beide Wege, doch der Laser ist schonender für Patienten. Handelt es sich um Krebs, so wird derzeit die multiparametrische Kernspintomographie (MP-MRT) in der Primärdiagnostik und die MRT-gestützte Fusions-Prostatabiopsie in der Fachwelt diskutiert. Damit sollen auch winzige Teile der Prostata anpunktiert werden können. Doch damit nicht genug, es lauern noch andere Männerkrankheiten. Allen voran das Schreckgespenst Impotenz. Wie die Potenz als Zeichen und Garant von Männlichkeit gilt, wird ihr Fehlen in der Regel verschwiegen. Erektile Dysfunktion ist ein Tabu-Thema. Deshalb gibt es auch kaum aussagefähige Studien. Eine der umfangreichsten ist die von Frank Sommer, Professor für Sexualforschung an der Uniklinik Eppendorf in Hamburg. Sie ergab nach einer Umfrage unter 10.000 Männern, dass jeder Dritte zwischen 60 und 69 Jahren sowie jeder Fünfte zwischen 50 und 59 Jahren Erektionsstörungen hat.

Eine erfüllende Sexualität

Die Ursachen können psychisch oder organisch sein. Dies ist bei fast 90 Prozent der Betroffenen der Fall: Hier sind Erektionsstörungen meist mit guten Chancen auf Heilung behandelbar. Auch für psychische Gründe gibt es zahlreiche Therapien und Behandlungsmethoden, was dem Schreckgespenst den Schrecken nimmt. Kein Mann muss heute unter Impotenz leiden und findet durch die entsprechende Behandlung zur Möglichkeit einer erfüllenden Sexualität. Um diese fürchten Männer zu unrecht bei der Phimose, wenn die Vorhaut nicht mehr über die Eichel zurückgezogen werden kann. Die Erkrankung ist recht häufig und kann in jedem Alter auftreten, bedingt durch leichte Einrisse und Entzündungen. Wenn diese schlecht verheilen und Narben bilden, droht die Gefahr weiterer Einrisse – ein Teufelskreis. Eine Phimose wird behandelt durch Beschneidung der Vorhaut. Dank moderner Methoden wie der Triple-Incision, bei der entweder durch Einschnitt an drei Stellen und angepasstes Vernähen die Vorhaut teilweise erhalten bleibt, oder durch die Vorhauterweiterung eine komplette Entfernung heute meist nicht mehr nötig ist. Bei jungen Männern im Alter von 20 bis 25 Jahren ist Hodenkrebs die häufigste Krebsart. Wird er rechtzeitig erkannt, sinkt die Gefahr der raschen Ausbreitung von Tumorzellen im Körper. Der Krebs ist dann mit der Entfernung des betroffenen Hodens und Chemotherapie gut zu behandeln, diese führt allerdings häufig zu Unfruchtbarkeit. Ab der Pubertät sollten junge Männer deshalb regelmäßig ihre Hoden abtasten auf verhärtete Stellen oder eine Vergrößerung auch ohne Schmerzen.
Leistenbrüche zählen zu den häufigsten Erkrankungen bei Männern. Dabei drücken sich Teile der Bauchwand in die Gegend der Leiste und der Genitalien, es kommt zum so genannten Bruch. Meist ist es ein Teil des Darms, der durch die Bruchpforte quillt und eine von außen sichtbare Geschwulst bildet.

Meist ist die OP die Lösung

Bei einem leichten Fall sind die Schmerzen gering, doch es kann auch Komplikationen geben, bis hin zu einer Verletzung des empfindlichen Darms. Behandeln lässt sich ein Leistenbruch nur durch eine Operation. Auf Platz Eins der Todesursachen liegt übrigens nach wie vor der Herzinfarkt, auch er eine Folge ungesunden Lebensstils – je fahrlässiger der Mensch, desto eher wird er krank. Gut wäre die Einsicht, dass ein Mann auch ein Mann ist, wenn er seinen Körper nicht als immer alles könnende Maschine betrachtet – und selbst die muss ab und an gepflegt und gewartet werden.

Quelle: IfD Allensbach, 2015
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